KunstRaumBerg
Kunst und Kultur auf 2.032 m
Die Silvretta-Bielerhöhe ist Heimat zahlreicher Kunstobjekte.
Der Wächter
Prof. Herbert Albrecht
Die Skulptur des Vorarlberger Bildhauers Prof. Herbert Albrecht ist der erste Neuzugang auf der Bielerhöhe – zwischen Tirol und Vorarlberg. Sie befindet sich am Nordostufer des Speichersees und wacht bereits seit Ende August 2018 ehrfürchtig über die beeindruckende Bergwelt der Silvretta. Albrecht, der von 1949 bis 1955 in Wien studierte, darunter die letzten vier Jahre bei dem bedeutenden Bildhauer Fritz Wotruba, hat sich Zeit seines Lebens mit der griechisch-klassischen Skulptur und dem in der Steinbildhauerei ausgedrückten Menschenbild auseinandergesetzt. Der Wächter ist damit gewissermaßen auch ein Zeitzeuge der lebenslangen Auseinandersetzung Albrechts mit dem Menschen und dessen Berufung.
Über Prof. Herbert Albrecht
Prof. Herbert Albrecht (†2021) zählte zu den bedeutendsten Steinbildhauern im Raum Vorarlberg. 1927 in Au im Bregenzerwald geboren, wusste er schon früh, welche berufliche Richtung er einschlagen würde. In den 1940er Jahren führte ihn sein Weg zunächst an die Kunstgewerbeschule in Innsbruck, wo er seine erste Bildhauerklasse besuchte. Von der Faszination an Skulpturen und Plastiken getrieben, folgte schließlich die Aufnahme eines Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Herbert Böckl und Fritz Wotruba.
Zurück in Vorarlberg setzte sich Albrecht verstärkt mit der menschlichen Figur im historischen Kontext auseinander: Die Antike und das in dieser Epoche entwickelte Menschenbild sind ihm ein wichtiger Dialogpartner und zugleich Inspirationsquelle. Mitte der 1950er Jahre verließ Albrecht immer mehr das gewohnte Terrain und bewegte sich weiter in Richtung Stilisierung und Abstrahierung. Zu seinen großen Werken zählen unter anderem die „Hommage an Brigantium“ im Bregenzer Hafen, der Bronzekopf vor dem Juridicum in Wien sowie der Wächter auf der Silvretta-Bielerhöhe.
Erdenlicht
Miriam Prantl
Das Kunstobjekt Erdenlicht wurde von der Künstlerin Miriam Prantl kreiert und steht direkt auf dem Schützenschacht der illwerke vkw vor dem Silvretta-Haus*** auf der Silvretta-Bielerhöhe.
Die Plattform wird von skulpturalen Segmenten umrundet, die als Spiegel agieren und so den Himmel, das Wasser und die Berge widerspiegeln.
In der Mitte der Plattform befindet sich eine Art Fernrohr, das jedoch nicht in die Ferne sondern in die Tiefe blicken lässt. Eine geheimnisvolle, beeindruckende Entdeckung beim Blick durch das Rohr ist ein pulsierender Lichtraum. Es hat den Anschein, dass man in des Innere der Erde blicken kann. Bespielt mit kühlen Lichtsequenzen, die das Wasser und die unendliche Tiefe beschreiben bis hin zu warmen, feurigen Elementen, die Magma darstellen sollen.
Dieses außergewöhnliche Kunstobjekt befindet sich direkt zwischen dem Silvretta-Haus*** und dem Restaurant Silvrettasee auf der Silvretta-Bielerhöhe. Die Plattform und das Erdenlicht können kostenlos besichtigt werden und eignen sich perfekt für eine kurze Rast auf der Bielerhöhe.
Über Miriam Prantl
Licht, Raum und Farbe – diese drei sind wesentlich für die Arbeiten der Vorarlberger Künstlerin und Lichtvirtuosin Miriam Prantl. 1965 in Bregenz geboren, verlegte Prantl ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt nach Dornbirn. Lichtinstallationen und architektonische Interventionen gehören zu ihrem Spezialgebiet, aber auch Skulpturen, Wandreliefs und Gemälde zählen zu ihrem künstlerischen Schaffensbereich.
Bevor sich Prantl in den 1980er Jahren den Bildenden Künsten widmet, absolviert sie eine Ausbildung im klassischen Tanz. Das Erspüren des Räumlichen mithilfe des eigenen Körpers ist ein wesentlicher Aspekt, den die Künstlerin bis heute in ihren Installationen und Werken transferiert und für den Betrachter auf neue Weise erfahrbar macht.
Wie beispielsweise die Schwingungen einzelner Töne eines Instrumentes sich zu einem harmonischen Klang vereinen, und sich der Körper zum Klang der Musik in Bewegung setzt, so sucht auch Prantl in ihren Kunstwerken und Installationen mithilfe der Schwingungen von Farben und Lichtern eine Harmonie des Ganzen zu schaffen, wobei das Erleben der Kunst durch den Betrachter stets in den Vordergrund rückt.
Die Signatur
Gottfried Bechtold
14 Meter lang, metallisch glänzend und in großen, geschwungenen Lettern geschrieben, macht sie auf der riesigen Staumauer zum Silvrettasee auf sich aufmerksam – die Signatur des Vorarlberger Künstlers Gottfried Bechtold. Ursprünglich von der Bildhauerei kommend, setzt sich Bechtold, der seinem Geburts- und Schaffensort Bregenz bis heute treu geblieben ist, seit den 1960er Jahren verstärkt mit den internationalen und experimentellen trömungen der Land, Minimal und Concept Art auseinander. Besonders reizvoll ist für ihn dabei das Spannungsfeld der Zusammenhänge von Natur und Zivilisation, das in seiner Signatur auf der von Menschenhand gebauten Staumauer wirkungsvoll zum Ausdruck kommt.
Allah ist groß
Gottfried Bechtold
Zwei gut 20 Tonnen schwere, aufeinander getürmte Steine aus dem Atlasgebirge wachsen in diesem abstrakten, skulpturalen Kunstwerk Gottfried Bechtolds zu einem huldigenden Monument auf dem Gneis des Silvretta-Massivs zusammen. Ursprünglich trägt die 2002 entstandene Arbeit den Namen „Skulptur im Gebirge“. Erst im Untertitel offenbart sich der im arabischen Sprachraum gebräuchliche Ausruf „Allah ist groß“. Traditionell als Danksagung und in Glücksmomenten gebräuchlich, verweist sie darauf, dass Gott immer größer ist, als gedacht werden kann. Damit schafft Bechtold eine sinnhafte Verbindung zum Material und dessen ursprünglicher Herkunft.
Über Gottfried Berchtold
Seinen Zugang zur Bildenden Kunst fand der 1947 in Bregenz geborene Künstler Gottfried Bechtold schon in jüngster Kindheit, und zwar über den eigenen Vater, der als Steinmetz tätig war, sowie den Großonkel und Bildhauer Albert Bechtold.
Heute lebend und arbeitend in Bregenz und Hörbranz beschäftigt sich Bechtold verstärkt mit der Erweiterung des Kunstbegriffes, vor allem im Bereich des Skulpturalen. Hierbei übten zunächst die europäische und amerikanische Kunst der 1960er und 1970er Jahre eine große Faszination auf ihn aus, die ihn dann in weiteren Stationen zur Auseinandersetzung mit den Kunstströmungen und Werken der Land Art, Minimal und der Conceptual Art animierten.
Ob Aktionskunst, Skulptur, Objekt, Film oder Textarbeit – dem Wesen der Land und Conceptual Art treu geblieben, richtet Bechtold seine Kunstwerke seither stringent auf den Betrachter aus. Dabei suchen seine meist monumentalen Werke stets den Bezug zu Realität, Natur, physikalischen Regeln und alltäglichen Prozessen oder gar zum Menschen selbst.
Kunstraum2032silvretta
Werner Zotter
Der Kunstraum2032silvretta bietet sich als „Bühne“ für Kunstinszenierungen unterschiedlicher Art, in einer Seehöhe von 2.032 m über dem Meer, an. Durch eine flexible Licht- und Soundinstallation kann der Raum multifunktional genutzt werden.
In „Kunstpausen“ wird im Tunnel für Besucher und Bergsteiger eine vierstündige Wettervorhersage für das Silvrettagebiet angezeigt. Dabei wird die Wettervorschau audiovisuell mittels Licht- und Soundeffekten dargestellt. Im Winter werden zusätzlich die Lawinenwarnstufen 1 bis 5 visualisiert.
Über Werner Zotter
Licht in all seinen mannigfaltigen Facetten ist das Metier des Lichtgestalters Werner Zotter. Der ehemalige Geschäftsführer der LightLife Gesellschaft für audiovisuelle Erlebnisse mbH, derzeit freischaffender Lichtkünstler hat sich auf mediale Sonderlösungen im Bereich Kunst und Architektur spezialisiert.
Seine Kernkompetenz ist dabei die Inszenierung und Transformation von Kunstlicht zur Lichtkunst mithilfe eindrucksvoller Steuerungstechnik. Aber auch Audio- und Videoinstallationen zählen zu seinem Portfolio.
Installation am Bielbach
Roman Signer
Installation am Bielbach ist ein Kunstwerk, das Roman Signer in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Bregenz und der illwerke vkw auf der Bielerhöhe im Montafon auf über 2000 Meter Höhe realisiert. Ein Bach, der unter einer Brücke in den Silvretta-Stausee fließt, wird gestaut und als bogenförmige Fontäne über den Weg hinweg wieder in den See geführt. Der Bach bildet einen Wasserbogen und zugleich eine Brücke. Die absurde Manipulation – ein Wasserstrahl wird zu einem architektonischen Element und ein flüssiges Element zu einem statischen Gebilde und somit zur Skulptur – ist charakteristisch für Signers Arbeiten.
Über Roman Signer
Bildhauerei und Zeichnung, Aktions- und Konzeptkunst und nicht zuletzt der Film sind jene Kunstgattungen, zwischen welchen sich der Schweizer Künstler Roman Signer Zeit seines Lebens fließend bewegt.
1938 in Appenzell geboren, absolvierte Signer zunächst eine Lehre als Hochbauzeichner. Ab 1966 nimmt Signer in Zürich und von 1969 bis 1971 in Luzern seine künstlerische Ausbildung an den hiesigen Kunstgewerbeschulen auf. In den Jahren 1971 und 1972 folgt ein Auslandsaufenthalt an der Kunstakademie in Warschau, wo der Schweizer auch seine spätere Frau Aleksandra Rogowiec kennenlernt, die heute ebenfalls als freischaffende Künstlerin in St. Gallen tätig ist.
Zentraler Ausgangspunkt in Signers Arbeiten ist der Skulpturbegriff der sechziger Jahre, wie in Harald Szeemann erstmals 1968 in seiner Ausstellung „When Attitudes Become Form“ zur Diskussion stellte.
Signer ist von der Art und Weise einer neuen Definition des Skulpturalen fasziniert und bezieht Faktoren wie das Temporale mit in seinen Schaffensprozess ein. Darunter Parameter wie Veränderung, Beschleunigung, Dauer und Vergänglichkeit. Zu seinen wohl spektakulärsten Aktionen zählen hier mitunter die inszenierten Dynamit-Explosionen, welche Sprengung als augenblickliche Transformation als eine neue Seite des künstlerischen Aktes verdeutlichen.
In seinen skulpturalen Werken treten anstelle klassischer Arbeitsmaterialien vor allem Wasser, Sand, Wind in den Vordergrund sowie vielerlei einfache Gebrauchsgegenstände wie Fässer, Fahrräder und Kajaks, die gezielt vielschichtigen Transformationsprozessen ausgesetzt werden. Charakteristisch für Signers Schaffen ist hier mitunter die schlichte Einfachheit der Dinge, die im Zusammenspiel von präziser Planung und unberechenbarem Zufall eine neue Art der Installation entstehen lassen – ästhetisch und poetisch zugleich.
Schattenbild "Wanderer"
Liddy Scheffknecht
Viele Jahre war die Silvretta-Bielerhöhe Schauplatz des SilvrettAtelier. Im Rahmen der von der illwerke vkw ins Leben gerufenen Kunstaktion haben sich zahlreiche Künstler:innen bei ihren Aufenthalten von der Natur und der imposanten Bergwelt inspirieren lassen und sich damit kreativ auseinandergesetzt. Liddy Scheffknecht ist eine der renommierten Kunstschaffenden, deren Arbeit „Stein am Boden mit Schattenbild“ sich oberhalb der Bielerhöhe bestaunen lässt.
Über Liddy Scheffknecht
Die 1980 in Dornbirn geborene Künstlerin Liddy Scheffknecht lebt und arbeitet heute in Wien. Sie ist Absolventin der Universität für Angewandte Kunst Wien und der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts Paris. Seit 2006 ist sie mit ihren Arbeiten regelmäßig in nationalen und internationalen Gruppenausstellungen vertreten, wie der Biennale of Young Artists of Europe and the Mediterranean 2009, der Moscow Biennale for Young Art 2010 oder der Sinop Biennale 2012.
Kennzeichnend für Scheffknechts Arbeiten ist ein breites mediales Spektrum, das sich in Summe dennoch in ein kohärentes, fortlaufendes Programm fügt. In fotografischen Sequenzen, Installationen, Skulpturen, Zeichnungen, Projektionen und Medienhybriden untersucht sie das Verhältnis von Zeitlichkeit, Wahrnehmung und Raum. Dabei verwendet sie beispielsweise die Erdrotation sowie immaterielle Medien wie das Spiel aus Licht und Schatten ebenso wie klassische bildhauerische Materialien und digitale Medien.
Ihre letzten Einzelpräsentationen waren unter anderem 2012 im Kunsthaus Graz, 2015 in der Galerie der Stadt Wels, 2016 im Kunsthaus Nexus, Saalfelden und in der Galerie Georg Kargl Fine Arts in Wien zu sehen, 2018 in der Georg Kargl Box in Wien und der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz.